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Die spinnen, die Gallier!

Mein Auslandssemester am CNSMDP

Auf Tuchfühlung mit Paris

Von einer weltstädtischen Atmosphäre, krassen Museen, und viel, viel asiatischem Essen.

Am Dienstag, den 31.08.2021 sollte es nach Paris gehen. Meine Freundin und ich bestiegen in Würzburg den Zug, der uns zunächst nach Mannheim und dann nach Paris bringen sollte. In Mannheim besuchten wir noch meine Familie (inklusive meiner Oma) und nahmen dann den übervollen Doppelstock-TGV nach Paris.

Die Zugfahrt verlief weitestgehend ereignislos. Wir aßen einen Salat (bzw. Wrap) von Dean&Davids der passenderweise den Namen "Paris" trug und ich las stolz in "Short Stories in French for Beginners" von Olly Richards. Drei Stunden später waren wir in Paris angekommen. 

Dass die Pariser U-Bahn zum Teil sehr alt ist, merkt man spätestens dann, wenn man einen schweren Koffer (der all mein Gepäck für 5 Monate enthielt) vom Gare de l'Est in die U-Bahn bugsieren muss. Zahllose Treppen, die völlig willkührlich zunächst bergab und dann wieder bergauf führen, und enge Gänge illustrieren, dass zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur wenige Gedanken an mobilitätseingeschränkte Passagiere aufgewendet wurden. Beispielsweise gibt es auch ganz in der Nähe meiner Wohnung mit Abbesses die tiefstgelegene Station des Pariser U-Bahn-Netzes. Hier führen 188 Treppen an die Oberfläche. Da meine Wohnung selbst auch nochmal um einiges weiter oben am Montmartre liegt und zusätzlich noch im dritten Stock eines Hauses, fluche ich jedes mal, wenn ich in Abbesses ein- oder aussteigen muss. Dies auch, da der Aufzug der U-Bahn-Station immer so voll ist, dass es (zumal in Corona-Zeiten) keine Freude ist, ihn zu benutzen.

Nach kurzer Zeit erreichten wir schließlich das Appartment, welches wir zusätzlich zu meiner Wohnung für fünf Nächte gemietet hatten, da letztere aufgrund ihrer geringen Größe (10 qm) und ihres kleinen Bettes nicht sonderlich gut für zwei Personen geeignet ist. Das Appartment wies einige Vorzüge auf. Es war nicht nur stilvoll eingerichtet und befand sich neben einem netten Restaurant, sondern war auch komplett schallisoliert und beherbergte einen schönen Schimmel-Flügel. Trotz großer Freude über das Klavier nutzten wir es aber kaum, schließlich wollen auch Pianisten mal Urlaub machen.

Nach dem Abendessen in besagtem Restaurant, wobei ich die gesamte Belegschaft mit meinem Französisch erheiterte, fuhren wir zum Eiffelturm, da ich diesen unbedingt und so schnell wie möglich noch sehen wollte. Der Weg von der U-Bahn-Station "Trocadero" zum Eiffelturm war selbst zu so später Stunde (es war bereits nach 11) von zahllosen Souvenirhändlern bevölkert, welche blinkende Eiffeltürme in allen möglichen Größen, Schlüsselanhänger, Hüte, Ratschen und sogar Laserpointer (zum eigenmächtigen Anstrahlen des Eiffelturms) feilboten. Diese Szenerie stimmte mich etwas melancholisch, da der nächtliche Verkauf von Souvenirs für die meisten sicherlich kein Job ist, den sie sich freiwillig aussuchen. Hier offenbarte sich auch abermals eine gewisse "Spaltung" der Pariser Gesellschaft, welche mich sehr nachdenklich stimmt, und auf welche ich an anderer Stelle gesondert eingehen werde.

Der Eiffelturm selbst ist viel, viel, viel größer als ich es erwartet hatte und wirklich ein beeindruckendes Bauwerk. Jedem, der es noch nicht getan hat, lege ich es ans Herz, sich den wirklich sehr informativen Wikipedia-Artikel zum Eiffelturm zu Gemüte zu führen. Hier erfährt man viel über die Erbauungsgeschichte, Pläne zu Abriss und Umgestaltung (wie beispielsweise der Errichtung eines künstlichen Berges inklusive Bergdorf) sowie weitere Anektdoten, wie die Geschichte des Trickbetrügers Victor Lustig, der 1925 den Eiffelturm an einen ahnungslosen Schrotthändler für über eine Millionen Franc "verkaufte". 

In den nächsten Tagen besichtigten wir noch viele weitere Sehenswürdigkeiten, wie die Gräber Chopins und Poulencs auf dem Friedhof Père Lachaise, flanierten durch Parcs und besuchten auch die Kathedrale Notre Dame, in deren Inneren noch immer Roboter mit Aufräumarbeiten beschäftigt waren. Besonders hatten es uns aber die Kunstmuseen angetan, von welchen wir zwei besuchten.

Paris verfügt über eine überwältigende Menge an Kunstmuseen und für unseren gemeinsamen Aufenthalt in Paris suchten wir uns das Musée d'Orsay sowie das "Musée d’art moderne de la Ville de Paris" im Palais Tokyo heraus.

Das Musée d'Orsay befindet sich in einer überwältigend schönen und großen ehemaligen, im Jahr 1900 erbauten Bahnhofshalle, deren schiere Größe auch die Beherbergung größter Dinosaurierskelette erlauben würde. Anstatt dieser sind hier jedoch auf mehreren offenen Zwischenetagen Bilder, große Skulpturen, Möbel und auch Gebrauchskunst ausgestellt. Besonders interessiert waren wir jedoch an den Ausstellungen zu Impressionismus und Post-Impressionismus, welche sich in den oberen, an die Halle angrenzenden Etagen befanden.

Ich selbst hatte noch nie mit meinen eigenen Augen ein Originalbild von van Gogh erblicken dürfen, und ein erster Blick auf "La nuit etoilée" machte mich sprachlos. Diese Farben! Die Farben waren so intensiv und wunderschön, dass ich meinen Blick kaum von diesem Bild losreißen konnte. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich in meiner Zeit in Paris nicht nur so viele Museen wie möglich zu besuchen, sondern auch, das Musée d'Orsay noch viele weitere Male besuchen zu wollen, nur um dieses wunderschöne, hypnotisierende Bild noch viele weitere Male sehen zu dürfen. Von den anderen Künstlern welche hier ausgestellt waren (Renoir, Chagalle, Monet, Signac, ...) beeindruckte uns vor allem noch Odilon Redon, von welchem wir zuvor noch nie gehört hatten. Es waren großformatige, zarte, lichte Bilder von ihm ausgestellt, welche eine lichtdurchflutete, transzendente Traumwelt erschufen.

 

Das "Musée d’art moderne de la Ville de Paris" im Palais Tokyo beeindruckte widerum durch seine intelligente Konzeption und reizarme Stimmung. Alle Bilder waren hier in klug zusammengestellten Ensemblen angerichtet, welche durch die großen hellen Räume ideal zur Geltung kamen.

Ich lernte hier einige, für mich neue, sehr interessante Künstler kennen und besonders beeindruckend war das mit 600 qm einst "größte Gemälde der Welt", welches der Maler Raoul Dufy für die Pariser Weltausstellung im Jahre 1937 malte.

Bemerkenswerterweise war der Eintritt in dieses Museum kostenlos, was wohl auch wirklich einige Leute in das Museum lockte, da es doch sehr gut besucht war. Dies ist vielleicht auch eine interessante Möglichkeit, um Menschen für moderne Kunstformen zu begeistern. Vielleicht wären ja auch mehr Menschen an Neuer Musik interessierte, wenn der Eintritt zu einschlägigen Konzertreihen kostenlos wäre?

Zuletzt möchte ich noch auf einige, für mich besonders wichtige Sehens- (bzw. Schmeckens-)würdigkeiten eingehen. Das Essen in Paris ist nämlich grandios und vor allem japanisch kann man hier (wohl dank einer sehr großen japanischen Community) sehr authentisch und gut essen. Wir besuchten beispielsweise "Kodawari Ramen" (welches auch im Michelin Guide gelistet ist) und aßen hier in charmanter Atmossphäre fantastische Ramen-Suppen.

Besonders erwähnenswert ist für mich noch ein Imbiss mit dem Namen Paris Chenna Dosai in der Nähe des Nordbahnhofs. Ich bin ein großer Fan südindischer Dosais (Pfannkuchen aus einem fermentiertem Teig auf Basis von Reis und Hülsenfrüchten), doch bisher haben mich ausnahmslos alle Dosais, welche ich außerhalb Indiens gegessen habe sehr enttäuscht. Hier jedoch nicht! Die Dosais, Chutneys und Vadas (runde, pikant gewürzte "Donuts") schmeckten wie in Indien!

Zuletzt besuchten wir noch ein extrem gutes Sushi-Restaurant. Es war schon lange mein Wunsch einmal auf richtig hohem Niveau Sushi essen zu gehen, und ein kurzer Blick in Restaurantführer genügte, um zu offenbaren, dass man in Paris hierfür an der richtigen Adresse ist. Nach längerer Recherche entschied ich mich hier für eine kleine Sushi-Bar, deren Namen ich nun aus Diskretionsgründen nicht nennen werde. Auch den Preis für das Sushimenü werde ich hier nun nicht nennen, aber eines kann ich sagen: Es war eine phänomenale Erfahrung. In den 1,5 Stunden unseres Aufenthaltes erlebten wir die verschiedensten Geschmacks- und Konsistenznuancen, genossen die reizarme Atmossphäre des Raumes und hatten beim Verlassen des Restaurants den Eindruck, aus einem Traum erwacht zu sein.

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