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Die spinnen, die Gallier!

Mein Auslandssemester am CNSMDP

Die Vorbereitungen

Von ersten Spinnereien, unzähligen Aufnahmesessions, einem strengen Französischlehrer und einer freudigen Spaghetti Bolognese

Bereits Anfang 2020 beschloss ich, dass ich im Rahmen meines Klavierstudiums gerne ein Auslandssemester machen würde. Ein wenig bereute ich nämlich, dass ich während meines Physikstudiums nicht ins Ausland ging, wobei der Grund hierfür auch in der Musik zu suchen war, da ein Auslandssemester zur Folge gehabt hätte, dass ich in dieser Zeit sicher keine Klaviertaste gedrückt hätte, was mir in keinster Weise recht gewesen wäre.

Erste Spinnereien ließen mich (aufgrund meiner Liebe zu asiatischem Essen) zunächst an Japan denken, wobei auch Paris von Anfang an sehr weit oben im Kurs stand. Nach einem kurzen Gespräch mit meinem Klavierprofessor war klar, dass Paris meine favorisierte Destination sein sollte.

Die Gründe hierfür sind leicht zu nennen. Seit langem bin ich ein großer Bewunderer der französischen Musiktradition. Neben den "klassischen" Exponenten Debussy und Ravel, hatte es mir hier besonders die französische Nachkriegsavantgarde um Messiaen, Boulez und vor allem Henri Dutilleux angetan. Es erschien mir paradiesisch, in der Stadt leben und arbeiten zu dürfen, in welcher diese Komponisten gewirkt hatten.

Kaum war der Entschluss gefasst, begann ich mit den Vorbereitungen. Ich begann sofort Französischstunden bei einem sehr strengen Privatlehrer ( :D ) zu nehmen und schrieb meine Bewerbungen. Besonders aufwendig waren jedoch die Aufnahmesessions für die "Video-Aufnahmeprüfungen". Mein nicht immer ganz gesunder Perfektionismus führte dazu, dass ich meine Stücke unzählige Male aufnahm. So nahm ich den ersten Satz der Klaviersonate op. 110 von Beethoven über 15 mal auf, für BWV 904 von Bach vereinbarte ich einen zweiten Aufnahmetermin, da ich mit der ersten im Tonstudio der HfMT München entstandenen Aufnahme nicht zufrieden war. Lediglich die Aufnahmen des ersten Satzes der Klaviersonate von Dutilleux verliefen etwas unkomplizierter.

Nachdem die Bewerbungen abgeschickt waren, verfolgte ich aufmerksam die Analytics meiner youtube-Videos, um verdächtige Aktivitäten sofort zu entdecken ;-). Tatsächlich kam es immer wieder zu Peaks in den View-Zahlen, welche ausnahmslos auf die Internetseite des Bewerbungsportals zurückzuführen waren.

Nach mehreren Monaten des Wartens trudelten zunächst positive Antworten meiner anderen beiden Wunschdestinationen (Budapest und Helsinki) ein. An Paris wagte ich zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr zu glauben. Eine Bekannte berichtete mir nämlich, dass das Pariser Konservatorium angeblich eine sehr restriktive Platzvergabepolitik fährt: Plätze werden nur vergeben, wenn genau in der selben Klasse zum selben Zeitpunkt auch ein Austauschstudent das Konservatorium verlässt.

Schließlich stand ich eines Tages im Juni in der Küche und kochte eine Spaghetti Bolognese, als inmitten des Kochvorganges eine Mail eintrudelte, welche mir den erhofften Wunschplatz bei meinem Wunschprofessor in Paris versprach. Meine Freude war ungebrochen, sodass mein lauter Freudenschrei bestimmt in den angrenzenden Wohnungen und Häusern gut zu vernehmen war.

Die weiteren Vorbereitungen des Auslandssemesters waren dann wenig spannend, wenn auch etwas lästig...: Wohnungssuche, Suche eines Zwischenmieters für mein Zimmer, Beantragung wichtiger Dokumente, ... . Aber letztendlich war alles schnell und gut erledigt und es sollte nach Paris gehen!

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